Keine „jüdische Architektur“
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Da es an historischen Präzedenzfällen mangelt, ist es einfach nicht möglich, eine „jüdische“ Architektur zu schaffen. Doch jede echte israelische Architektur müsste unserer jüdischen Identität und unseren jüdischen Werten Ausdruck verleihen.

Es gibt keine „jüdische“ Architektur.

Die meisten Synagogen in der Diaspora wurden nicht von Juden entworfen und ähnelten hauptsächlich der Architektur ihrer Gastländer. Bis in die Neuzeit wurden die Synagogen Europas von christlichen Architekten gebaut. Die Angst vor Götzendienst und Übertretung des zweiten Gebots beschränkte die jüdische künstlerische Tätigkeit über Generationen auf die Verzierung ritueller Gegenstände.

Das Judentum war schon immer hauptsächlich eine literarische Kultur, in der die höchste Errungenschaft darin bestand, ein Gelehrter der Tora zu sein. Außerdem wird im Judentum die Betonung nicht auf das Physische, sondern auf das Spirituelle gelegt. Ohne eine Reihe historischer Präzedenzfälle hätte eine jüdische Architektur unmöglich blühen können.

Jahrhunderte vergingen, bis Juden in der Diaspora formell den Beruf des Architekten ergreifen durften.

Walter Gropius erlaubte zwar jüdischen Studenten, am berühmten Bauhaus (1919-1933) in Deutschland zu studieren, aber unter den 14 Dozenten war nur ein einziger Jude – Hannes Meyer, ein rationalistischer Architekt und Kommunist.

Mit dem Rückgang des Antisemitismus nach dem Zweiten Weltkrieg traten immer mehr Juden in den Beruf ein.