Spektrum / ARCHIEE + Sinato

Statement des Architekten: Dies ist eine Gemeinschaftsarbeit von zwei Architekturbüros, sinato und ARCHIEE. Dieses Projekt wurde von der Stadt Paris für das jährliche nächtliche Kunstfestival „La Nuit blanche“ in Auftrag gegeben.

Das diesjährige Thema war „Klima“ im Rahmen der bevorstehenden COP 21-Konferenz in Paris. Wir haben uns entschieden, zuerst das Konzept des Klimas selbst zu untersuchen. Es ist kein Objekt, sondern etwas Mehrdeutiges, Transformierendes, Vergängliches, Zerbrechliches, Vielskaliges und ein Phänomen unbestimmter Gestalt. Es war eine echte Herausforderung, ein Kunstwerk zu schaffen, das dieses Konzept der Natur zum Ausdruck bringt, d. h. ein im Wesentlichen künstliches Stück zu schaffen. Um diese Herausforderung anzunehmen, haben wir an zwei Elementen gearbeitet, Haze und Light.

Als Baugrund wurde uns ein noch im Bau befindlicher Fußgängertunnel für einen neuen Bahnhof angeboten. Der Tunnel war ein roher und interessanter Raum. Als Architekten wollten wir in diesem öffentlichen Außenbereich einen vergänglichen und mehrdeutigen Raum schaffen. Um diese architektonische Idee zu verwirklichen, haben wir einen riesigen, verdrehten transparenten Schleier integriert, um den Maßstab zu verzerren und einen Raum mit mehreren Maßstäben zu schaffen.

Der Schleier war nicht nur für die Skala wichtig, sondern auch, um die vage Form des Dunstes beizubehalten. Wir haben verschiedene Kombinationen von Schleiertexturen und Dunsttypen getestet, um ein empfindliches Phänomen zu erzeugen, bei dem der Dunst sowohl innerhalb des Schleiers bleibt als auch durch ihn hindurchziehen kann. Unsere Absicht war es, eine sich ständig verändernde Vision zu erreichen. Dies war unsere Kreation zum Thema Klima.

In der Tat drückte die Kontrolle der natürlichen Bewegung des Nebels mit einem Schleier genau unsere Botschaft an die heutige Gesellschaft aus. Im Zusammenhang mit der COP 21-Konferenz halten wir es für wichtig, Regeln zu schaffen, um das Klima zu respektieren, aber wir möchten die Menschen daran erinnern, dass eine teilweise Kontrolle, die eine gewisse Freiheit innerhalb etablierter Rahmen lässt, ebenfalls von größter Bedeutung ist. Mit dieser Freiheit schafft die Natur schöne Momente. Unser Ziel war es, einen so schönen Moment zu schaffen, indem wir Elemente über einen Rahmen oder eine Regulierung hinausgehen lassen. Der Dunst und das Licht lagen nicht ganz unter unserer Kontrolle; wir haben diesen beiden elementen nur eine bestimmte spannweite oder richtung gegeben, weshalb wir das projekt „Spectrum“ getauft haben.

Die Beleuchtung wurde so programmiert, dass sie ein subtiles und natürliches Phänomen ähnlich einer Aurora Borealis erzeugt. Es bestand aus drei Farben: Blau, Grün und Rot. Unsere Herausforderung bestand also darin, durch die Verwendung des vollständig künstlichen RGB-Spektrums einen natürlichen Effekt zu erzeugen. Auch die Beleuchtung spielte eine wichtige Rolle, um die Bewegung des Dunstes zu betonen.

Der Sound wurde mit der gleichen Logik komponiert. Wir haben grundsätzlich zwei nahe beieinander liegende Frequenzen verwendet, ohne die Frequenzregel der klassischen Harmonie zu respektieren. Denn Klänge in der Natur gehorchen keiner Regel, sondern klingen für unsere Ohren nur zufällig schön. Wir wollten diese wunderschönen Klänge irgendwie erschaffen, indem wir über die Regeln hinausgingen.

Projektdetails:
Ort: Paris, Frankreich
Art: Kulturell – öffentlich
Architekten: sinato + ARCHIEE
Künstler: Chikara Ohno (sinato), Yusuke Kinoshita (ARCHIEE)
Lichtdesign: ARCHIEE und Izumi Okayasu
Technisches Programmdesign: Daisuke Sekine (ARCHIEE)
Musik: Yusuke Kinoshita (ARCHIEE)
Fotos: Maris Mezulis
Organisation: Nuit Blanche 2015 und Eva Albarran